Haben Sie das auch schon einmal erlebt? Sie gehen mit einer genauen Vorstellung für eine neue Wunschfrisur zum Friseur – und kommen ernüchtert wieder heraus. Gegen solche Schicksale macht sich seit kurzem das Bundesforschungsministerium stark. Noch bis zum Herbst 2025 fördert es mit mehr als 1,3 Mio. Euro ein Abhilfe-Projekt, das ein Missverhältnis zwischen kommuniziertem Wunsch und anschließender Wirklichkeit auflösen soll – dank des Einsatzes einer App mit „Erweiterter Realität“, der „Augmented Reality“. So können Wunschfrisuren unter Berücksichtigung der individuellen Kopfform und Haarstruktur noch vor Einsatz von Schere und Haarfärbemittel wirklichkeitsnah visualisiert und angepasst werden. Großes Ziel des Projekts ist es, durch diese Technik die Kundenzufriedenheit im Salon zu erhöhen. Schließlich können mit Hilfe der gesammelten Daten die Lieblingsprodukte von Kunden frühzeitig geordert und angeboten werden.
Der BdSt hält diese Innovation für eine pfiffige Idee, die sich großer Nachfrage sowohl beim Friseurhandwerk als auch bei deren Kunden erfreuen und für die Entwickler ein einträgliches Geschäft werden dürfte. Aber, im Ernst: Es darf keine staatliche Kernaufgabe sein, Kundenbindungen, Produktivität und damit Gewinnaussichten für Friseur-Salons zu optimieren. Wir sagen Nein und fordern einen Cut! Statt ohnehin knappe öffentliche Mittel in die Entwicklung konkreter Produkte und kommerzieller Geschäftsmodelle zu stecken, sind Politik und Staat dazu aufgefordert, wachstumsfördernde Rahmenbedingungen für Ausbau und Funktionieren der digitalen Infrastruktur in Deutschland zu setzen.